Arnstadt (Ilmkreis). Das Sonntagskonzert des Leipziger Jazzduos Brockelt und Timm war ein vielumjubelter Erfolg.

Das Jazzduo Reiko Brockelt (Saxophon) und David Timm (Orgel/beide aus Leipzig) bot am Samstag in Arnstadt in der Bachkirche ein vielseitiges Programm.Foto: Hans-Peter Stadermann
Leipzig war und ist etwas Besonderes. Hier schuf Johann Sebastian Bach seine genialen Meisterwerke, hier war Max Reger Universitätsmusikdirektor, hier steht das Gewandhaus mit seinem weltberühmten Orchester, hier singt noch immer der Thomanerchor sein Gotteslob, und so darf es auch nicht verwundern, dass hier auch erstklassiger Jazz gedeiht.
Dies bewiesen am Sonntagnachmittag die beiden Leipziger Musiker Reiko Brockelt, Saxofon und Flöte, und Universitätsmusikdirektor David Timm in der gut gefüllten Bachkirche, die sehr schnell das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen.
Dass ein Instrument wie das Saxofon, das ja mehr im Jazz als in der Klassik gebräuchlich ist, jazztauglich ist, wird jedermann einleuchten, dass aber auch die Orgel, die im Ruf der Heiligkeit stehende Königin der Instrumente, herrlich schmutzig zu jazzen versteht, wurde selten so klar wie in diesem wunderbaren Sonntagskonzert.
Die Orgel ziepte und fiepte, flüsterte und fauchte, brummte und brauste, wie es ihrem Dompteur gerade in den Sinn kam, als ob sie eine bluesgetränkte Hammondorgel sei.
Brockelt und Timm boten ein ungeheuer vielseitiges Crossover-Spektakel der Sonderklasse, das von Eigenkompositionen über Bach und Reger bis zu Wagner reichte, dem unsympathischen Antisemiten, der befremdlicher Weise große Musik gemacht hat.
Es gab Erstaunliches zu hören. Choralvorspiele und Stücke aus dem „Wohltemperierten Klavier“ wurden in fröhliche Sambas oder zärtliche Balladen, aber auch freie jazzige Improvisationen überführt.
Das bewundernswerte Hörerlebnis begann auf der oberen Empore an der legendären Wender-Orgel, die bekanntlich Bach 1703 abgenommen und die er etwa vier Jahre munter traktiert hat. Was hätte Bach wohl zu den swingenden Klängen gesagt, die David Timm dieser barocken Orgel entlockte? Was zu den munteren Improvisationen des Reiko Brockelt, der bescheiden zurückhaltend, aber auch mit freejazzigem Feuer aufwartete.
Der zweite Teil an der unteren Orgel brachte noch modernere Klänge. Hier entwickelte sich aus einem ergreifend schlichten „Benedictus“ von Max Reger urplötzlich eine lebensfrohe Samba, hier gab es Tristans Ende als Ballade und als Höhepunkt des munter-frivolen Treibens als herrlich überschäumende Tango-Variante. Und so dürfte am Ende mancher bedauert haben, dass der jazzige Spaß irgendwann ein Ende finden musste.
Als Trost lag am Schluss das neue Programm „Kirchenmusik in Arnstadt“ aus, das mit einigen Konzerten, insbesondere der Reihe „Musica Punkt Fünf“, im August und September die Handschrift unseres neuen Kantors Jörg Reddin aufzeigen wird.
Klaus Ehring / 21.01.14 / TA

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